Dr. Jacobs Institut

ganzheitlich wissenschaftlich

Knochenmetastasen

Knochenmetastasen vorbeugen, Calcium reduzieren

Dr. med. Ludwig Manfred Jacob

Die meisten Prostatakrebs-Patienten sterben an den Folgen der Knochenmetastasierung. Die wird durch Osteoporose begünstigt. Vor allem Patienten unter Hormontherapie leiden unter massivem Knochenabbau. Immer mehr Studien verdeutlichen: Knochenstoffwechsel und Knochenintegrität spielen bei Prostatakrebs eine große Rolle. 

Bei aggressiven Prostatakarzinomen kann die Gabe von Bisphosphonaten (z. B. Zometa) auch präventiv vor der Diagnose von Metastasen sinnvoll sein. Doch meistens werden dabei gefährlich hohe Dosen Calciumcarbonat empfohlen. Ohne dass ein Nutzen eindeutig erwiesen ist, wird die bekannte Tatsache ignoriert, dass bei hohen Calciummengen das Risiko eines aggressiven Prostatakarzinoms etwa um den Faktor 2,5 ansteigt. In einer prospektiven Kohorten-Studie mit 47.750 Männern an der Harvard School of Medicine (Giovannucci et al., 2006) hatte ein hoher Calciumverzehr keinen Einfluss auf den lokalisierten Prostatakrebs, jedoch auf den fortgeschrittenen und tödlich verlaufenden Prostatakrebs sowie Prostatakrebs mit Gleason >/=7. Verglichen mit Männern mit einem Calciumverzehr von 500-749 mg/d hatten Männer mit einem Calciumverzehr von 1500-1999 mg/d ein relatives Risiko von 1.87 (95 % CI, 1.17-3.01) und Männer mit einem Calciumverzehr über 2,000 mg/d sogar ein relatives Risiko von 2.43 (95 % CI, 1.32-4.48). Die Studienleiter gehen davon aus, dass Calciummengen über 1500 mg/d die Zelldifferenzierung senken und so das Risiko eines aggressiven, wenig differenzierten Prostatakarzinoms erhöhen. In einer anderen Studie hatten Männer mit hohen Serum-Calciumwerte ein 2,5-fach erhöhtes Risiko eines tödlich verlaufenden Prostatakarzinoms (Skinner und Schwartz, 2008).

Calciumpräparate erhöhen offenbar auch das Risiko eines Herzinfarktes. Wissenschaftler um Ian Reid von der neuseeländischen University of Auckland publizierten 2010 im British Medical Journal (Bolland et al., 2010), dass Calcium-Präparate das Herzinfarktrisiko um 30 % steigern.

Darüber hinaus wird die Darmflora auf Dauer durch die hochdosierte Calciumcarbonatgabe durch eine Milieuveränderung (Alkalisierung) geschädigt. Proteinreiche Kost und die Alkalisierung des Dickdarms tragen zu einer erhöhten Ammoniak- und Toxinbelastung des Darms (Fäulnisstoffwechsel statt Fermentation) und der Leber bei, die eine Fatigue des Krebskranken mit verursachen oder verstärken kann (Jacob, 2008).

Wirkungsvolle Alternativen für die Knochengesundheit

Sinnvoller als eine hochdosierte Calciumcarbonat-Verabreichung sind eine pflanzenreiche Kost sowie Kaliumcitrat, Magnesiumcitrat und physiologisch dosiertes Calciumcitrat mit Vitamin D. Calcium ist für die Knochengesundheit wichtig. Das gleiche trifft auch für Magnesium zu. Doch während Calcium oft überdosiert ist, nehmen die wenigsten Menschen Magnesium-Präparate zu sich. Eine Langzeitwirkung von Magnesiummangel sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen – vor allem, wenn dem Körper gleichzeitig zu viel Calcium zugeführt wird. Calcium-Präparate müssen demnach mit ausgewogenen Mengen Magnesium abgestimmt sein. Mit anderen Worten: Wir brauchen Calcium, aber nicht zu viel und nicht einseitig. 

Calciumstatus verbessern mit Kaliumcitrat

Für Kaliumcitrat ist in klinischen Studien nachgewiesen, dass es dem Calciumverlust über die Niere und dem Calciumabbau aus den Knochen entgegenwirkt (Jehle et al., 2006; Marangella et al., 2004; Sellmeyer et al., 2002). Damit wirkt es gleich von zwei Seiten der Osteoporose entgegen. Calcium bleibt im Knochen und kommt nicht ins Blut, wo es das Tumorwachstum fördert. Bei Zellkulturen aus Prostatektomien wachsen in calciumarmen Nährmedium keine Krebszellen, sondern normale Zellen heran (Dalrymple et al., 2005).

Optimal bioverfügbar ist Calciumcitrat. Calciumcitrat wird bei Personen mit niedriger Magensäure 10- mal besser aufgenommen als Calciumcarbonat. Menschen mit normaler Magensäure weisen eine 20-66 % bessere Aufnahme auf. Präbiotische Ballaststoffe führen zu einem gesunden, sauren Dickdarm-Milieu und verstärken die günstige Wirkung von Kaliumcitrat auf den Mineralhaushalt, indem die Aufnahme von Magnesium und Calcium aus der Nahrung gesteigert, ihre Ausscheidung jedoch vermindert wird (Sabboh et al., 2006). Bei Osteoporose ist die Zufuhr von Magnesium genauso wichtig wie die Einnahme von Calcium. Denn der Magnesiumgehalt ist im Knochen ebenso stark reduziert. Auch nimmt bei Magnesium-Mangel die Serum-Konzentration von Vitamin D ab.

Tumormilchsäure greift Knochen und Bindegewebe an

Dies gilt umso mehr für den fortgeschrittenen Prostatakrebs, bei dem die Milchsäureproduktion des Tumors den Organismus zusätzlich belastet. Bei Krebszellen ist die Zellatmung stark eingeschränkt und wird durch eine aerobe Glykolyse (Warburg-Effekt) zum Teil ersetzt. Hierbei korreliert das Ausmaß der Milchsäure-Produktion positiv mit der Malignität und Radio-/Chemotherapie-Resistenz des Tumors sowie der schlechten Prognose (Walenta und Mueller-Klieser, 2004; Walenta et al., 2000; Sattler et al., 2007). Eine Ausleitung der Milchsäure, die den Tumor vor Immunabwehr, Radio- und Chemotherapie schützt und die Invasion fördert, könnte daher ein bisher übersehener zentraler Bestandteil der Krebstherapie sein. Zudem setzt der Körper in einem sauren Milieu vermehrt entzündungsfördernde Substanzen wie NF-kappaB, TNF-alpha und COX-2 frei, welche den Knochenabbau beschleunigen (Frick et al., 2005, Krieger et al., 2007) und ein insgesamt proentzündliches, tumorfreundliches Milieu schaffen.

Viele wissenschaftliche Studien belegen, dass sich der hohe Basengehalt in der vegetarischen Ernährung positiv auf die Knochendichte auswirkt. Zusätzlich können die Knochen durch die Einnahme eines Citrat-Basenpulvers gestärkt werden. Es sollte das Knochenmineral Calcium in einem ausgewogenen Verhältnis mit Magnesium, viel Kalium und möglichst wenig Natrium enthalten. 

Durch den Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts wird also die ungünstige Calcium-Überladung des Blutes verhindert, weil das Calcium im Knochen bleibt und nicht als Puffersubstanz entnommen wird. Wer also das ursächliche Problem angeht, richtet nicht durch einseitige Calcium-Supplementation weiteren Schaden an, sondern stärkt den Knochen und die Gesundheit. Sehr wichtig für die Gesunderhaltung des Knochens ist auch regelmäßige Bewegung und Nicht-Rauchen! 

Knochen stärken durch Vitamin K, D und Curcumin
Curcumin

– ist entzündungshemmend und wirkt krebshemmend in vielfacher Weise:
Die antikanzerogene Wirkung von Curcumin ist darauf zurückzuführen, dass es die Proliferation verschiedener Krebszellen verhindert. Außerdem hemmt es die Transkriptionsfaktoren NF-κB, AP-1 und Egr-1 und die Produktion von COX2, LOX, NOS, MMP-9, uPA, TNFalpha sowie von Chemokinen, Zelloberflächen-Adhäsions-Molekülen, Cyclin D1 und von Wachstumsfaktoren wie EGFR und HER2. Curcumin hemmt zudem die JNKs und sowohl Tyrosin- als auch Serin/Threonin-Kinasen. Curcumin wirkt antioxidativ und entzündungshemmend (NFkappaB). Außerdem wird vermutet, dass es nicht nur die Tumorbildung, sondern auch die Metastasierung von Tumoren verhindern kann (AGGARWAL et al., 2003).
– hemmt in aggressiven Krebszellen das Glyoxalase-1-Enzym, das linksdrehende Milchsäure herstellt und dadurch Milchsäure-Produktion von Krebszellen senkt (Santel T et al., 2008)
– senkt die Konzentration des RANK-Liganden (receptor activator of nuclear factor-kappaB ligand) im Knochenmark, hemmt die Entwicklung von Osteoklasten und den Knochenabbau (Oh et al., 2008)
– Curcumin-Phospholipid-Komplex erreicht 29-mal höhere Bioverfügbarkeit als herkömmliches Curcumin (Cuomo et al., 2011) – ohne Hemmung von CYP-Entgiftungsenzymen (Wirkmechanismus von Piperin-Pfefferextrakt).

Vitamin K2 (Menaquinon)

Vitamin K2 (Menaquinon) hat eine deutliche höhere Bioverfügbarkeit und Aktivität als Vitamin K1. Studien (Übersicht: Plaza und Lamson, 2005) zeigen, dass dieses Vitamin eine wesentliche Rolle dabei spielt, das Calcium aus dem Blut, wo es schaden kann, in die Knochen zu bringen, wo es hingehört. Vitamin K2 hemmt u. a. die Osteoklasten-Aktivität. Eine Osteoporose-Therapie mit Vitamin D kann durch Vitamin K2 unterstützt werden. K2 wurde in verschiedenen klinischen Studien auf seine Wirksamkeit in der Osteoporose-Prophylaxe und -Therapie getestet: Bei Frauen nach der Menopause wirken 45 mcg Vitamin K2 signifikant gegen Osteoporose. Diese Wirkung kann durch Vitamin D und Biphosphonate noch synergistisch gesteigert werden. 

Eine deutsche Forschergruppe aus Heidelberg (Deutsches Krebsforschungszentrum; Nimptsch et al., 2008) zeigte, dass das Prostatakarzinomrisiko in der Probanden-Gruppe mit höchstem Vitamin K2 (nicht aber K1) 35 % niedriger war als in der Gruppe mit dem niedrigsten Vitamin K2. Beim fortgeschrittenen Prostatakrebs war das Risiko sogar 63% niedriger (0,37, KI: 0.16 – 0.88). Vitamin K2 wird durch bakterielle Fermentation gewonnen. 

Vitamin K2 stimuliert die Bildung von Osteoblasten (Zellen für Knochenaufbau) und unterdrückt die Bildung von Osteoklasten (Zellen für Knochenabbau) durch Hemmung von NF-κB-Aktivierung (Yamaguchi und Weitzmann, 2011). Vitamin K2 hemmt Osteoklasten – ähnlich Denosumab – durch Senkung von RANKL bei Rheuma-Patienten (Morishita et al., 2008).

Vitamin K2 sorgt dafür, dass Calcium in den Knochen eingelagert und nicht in den Arterien gespeichert wird. Es könnte sowohl Arterienverkalkung als auch Osteoporose verhindern. Neueste Studien zeigen, dass Vitamin K2 genau diese Fähigkeit hat. Dieser Effekt ist für den Prostatakrebs-Kranken doppelt wichtig: Er sollte sein Serum-Calcium senken, weil es den Tumor aggressiver macht, und seinen Knochencalcium erhöhen, weil es den Knochen stark macht.
Vitamin K2 ist unverzichtbar für ein gesundes Herz-Kreislauf-System. In der großen Rotterdam-Herz-Studie (Geleijnse et al., 2004) wurde bei 4807 Männern und Frauen über 55 Jahren (zu Studienbeginn) nachgewiesen, dass Vitamin K2 – aber nicht K1 – das Risiko, eine Gefäßverkalkung zu entwickeln oder an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, um 50 % reduziert – und dies ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen.
Vitamin K1 kommt vor allen in Pflanzen vor und spielt auch eine zentrale Rolle im Knochenstoffwechsel. 

Vitamin D (Calciferol) trägt zum Aufbau gesunder Knochen und zur Verbesserung der Muskelfunktion und -stärke bei. Damit wird effektiv das Sturz- und Frakturrisiko reduziert. Gleichzeitig wirkt es antientzündlich und immunmodulierend. Mit einer Vitamin-D-Vergiftung ist erst bei einer Supplementierung mit sehr hohen Dosen von über 50.000 IE/Tag zu rechnen.